Reserve by Prinz Harry

Reserve by Prinz Harry

Autor:Prinz Harry [Prinz Harry]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Penguin Verlag
veröffentlicht: 2023-01-10T00:00:00+00:00


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Das einzig Gute an Tweedle Dumb und Tweedle Dumber war, dass sie mich gut auf den Krieg vorbereiteten. Sie erfüllten mich mit blanker Wut, stets ein guter Begleiter auf dem Weg in die Schlacht. Außerdem wollte ich ihretwegen überall sein, nur nicht in England. Wo ist mein verfluchter Marschbefehl? Bitte, gebt mir meinen Marschbefehl!

Und dann kam es natürlich anders, wie so oft …

Ich war auf einem Musikfestival, als mir meine Cousine auf die Schulter tippte. Harry, das ist meine Freundin Cressida.

Oh. Ähem. Hallo.

Der Ort war eher ungünstig. Viele Menschen, null Privatsphäre. Obendrein litt ich noch immer an gebrochenem Herzen. Andererseits: Die Landschaft war wunderschön, die Musik gut, das Wetter herrlich.

Es funkte zwischen uns.

Schon bald darauf gingen wir zusammen essen. Sie erzählte mir von ihrem Leben, ihrer Familie, ihren Träumen. Sie wollte Schauspielerin werden. Sie sprach so leise, war so schüchtern und zurückhaltend, dass Schauspielerei der letzte Beruf war, den ich mir für sie vorgestellt hätte. Und das sagte ich ihr auch. Doch sie gestand, dass sie sich auf der Bühne erst lebendig fühlte. Frei. Bei ihr klang es wie fliegen.

Ich fuhr sie nach Hause. Ich wohne in der Nähe der King’s Road. Wir hielten vor einem großen Haus in einer gepflegten Straße.

Hier wohnst du? Ist das dein Haus?

Nein.

Sie erklärte, sie wohne für ein paar Tage hier bei einer Tante.

Ich brachte sie noch zur Tür. Sie bat mich nicht herein. Ich hatte es auch nicht erwartet, wollte es auch gar nicht. Lassen wir’s lieber langsam angehen, dachte ich. Ich beugte mich nach vorn, um ihr einen Kuss zu geben, hatte aber nicht gut gezielt. Ich konnte aus fünf Kilometern Entfernung einen Kaktus mit einer Hellfire-Rakete wegpusten, und jetzt fand ich nicht mal ihre Lippen? Sie drehte sich um, ich versuchte es noch einmal auf dem Rückweg, und wir streiften uns ein wenig. Es war furchtbar peinlich.

Am nächsten Morgen rief ich meine Cousine an. Entmutigt berichtete ich ihr, das Date wäre im Grunde gut gelaufen, nur das Ende hätte etwas zu wünschen übriggelassen. Sie widersprach nicht. Sie hatte bereits mit Cressida gesprochen. Sie seufzte. Peinlich.

Dann aber kam die gute Nachricht. Cressida war bereit, es noch einmal zu versuchen.

Ein paar Tage später trafen wir uns wieder zum Dinner.

Zufällig ging ihre Mitbewohnerin mit meinem uralten Kumpel Charlie aus, dem Bruder meines verstorbenen Freundes Henners.

Ich scherzte: Offenbar hatte das Schicksal es so gewollt. Wir vier würden einen Riesenspaß zusammen haben.

Aber es war nicht nur scherzhaft gemeint.

Wir probierten es noch einmal mit dem Kuss. Diesmal war es nicht so peinlich.

Hoffnung keimte in mir auf.

Bei unserer nächsten Verabredung luden sie und ihre Mitbewohnerin Charlie und mich zu sich nach Hause ein. Wir tranken und lachten. Bevor ich wusste, wie mir geschah, waren wir ein Paar.

Traurigerweise konnte ich Cress immer nur am Wochenende sehen. Ich hatte mehr zu tun als je zuvor, denn ich traf die letzten Vorbereitungen für meinen Einsatz. Und dann erhielt ich meinen Marschbefehl, mein tatsächliches Einsatzdatum, und die Uhr tickte jetzt immer lauter. Zum zweiten Mal in meinem Leben musste ich einer jungen Frau, die ich gerade kennengelernt hatte, sagen, dass ich bald in den Krieg ziehen würde.



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